Sonntag, 12. September 2021

17. Tag: Abreisetag

Um 10.34 startet unsere Rückreise mit der Bahn von Rimini nach München. In den Sommermonaten bietet die Bahn einen Direktzug mit Fahrradwagon und Fahrradschaffner an, der hauptsächlich von Touristen benutzt wird. Die Fahrradplaetze sind komplett ausgebucht und der Einsatz dieses "Spezialschaffners" ist Goldwert. Er ist quasi nur auf der Strecke Rimini- Muenchen unterwegs und scheint seinen Job zu lieben: er spricht mit den Touristen über ihren Urlaub und versucht die großen und kleinen Probleme von Touristen, welche selten Bahn fahren, zu lösen. Nur einmal konnte er nicht weiter helfen : auf italienischer Seite wurde der sogenannte "Green Pass", also das Covid- Zertifikat, ueberprüft. Ein älterer Zugreisender konnte das Zertifikat nicht vorweisen, da er nicht zu begreifen schien was benötigt wird, auch wenn er beteuerte 2x geimpft zu sein. Er musste den Zug in Trient verlassen. 
Der EC kam puenktlich in München an, so dass wir noch unser obligatorisches Abschiedessen stilvoll bei McDonald's am Stachus genossen haben. 
Es ist nun Sonntags frueh um 1.00 und wir sind gut in Sindelfingen angekommen. Frank hat noch ein paar Stunden in der Bahn vor sich (@Frank: noch alles Gute für die restlichen Kilometer) . 
Wir freuen uns schon auf unsere nächste Europa- Etappe in 2023 mit Startpunkt Rimini und hoffen, dass die kommende Tour genauso wunderbar wird, wie dieses Jahr. 

Viele liebe Grüße an alle, die den Blog verfolgt haben. Wir haben uns sehr über die vielen Kommentare gefreut.

Samstag, 11. September 2021

16. Tag: San Marino - Rimini

Die letzten 35 km der Tour 2021 nach Rimini sind eine leichte Zieleinfahrt. Wir starten in San Marino Stadt auf ca. 650 hm und lassen uns gemütlich an die Adria rollen. Im Bild sind auf dem Bergkamm die Wahrzeichen San Marinos zu erkennen: die 3 Wehrtürme. (Die Altstadt, wo wir uebernachtet haben befindet sich an dem ganz rechten Turm.) Das ganze Gebiet ist stark besiedelt aber trotzdem finden wir Wege mit wenig Verkehr ans Mittelmeer. Kurz vor Mittag kommen wir am Rimini-Badestrand Nr. 148 an und bleiben die nächsten 4 Std. hier um zu baden und uns einfach nur auszuruhen. Da wir die letzten 14 Tage sehr viel Sonne hatten, nehmen wir uns - im Gegensatz zu manch anderen übergegrillten Badegästen - Sonnenschirme.
Dann geht es ca. 8 km an der Strandpromenade entlang zum Hotel. 8 km reihen sich links die Hotelbunker und rechts die Badestrände. Am Badestrand 62 biegen wir von der Strandpromenade Richtung Innenstadt ab. Es sind noch 3 km bis zur wunderschönen Altstadt wo wir abends bei einem wunderbaren Essen im Restaurant Sotto Sale den gelungenen Tourabschluss feiern.

Freitag, 10. September 2021

15. Tag: Dagano - San Marino

Geschafft. Wir sind geschafft und es ist auf der Liste der europäischen Länder ein weiteres Land geschafft: San Marino. 
Die Tatsache, dass San Marino das letzte Land auf der Liste der von uns bereisten Länder ist, kommt nicht von ungefähr: im Jahr 2019 war San Marino laut Datenerhebung der UN World Tourism Organization das am wenigsten besuchte Land in Europa. Das passt schon mal.
Die Statistik sagt aber auch, dass es in San Marino europaweit die meisten PKW pro Kopf gibt, nämlich 1.6 Autos pro Einwohner. Das überrascht mich dann doch, denn was soll man auf diesem Felszipfel mit einem Auto anfangen? Auf dem Verkehrsschild beim Grenzübergang ist die Höchstgeschwindigkeit innerorts und außerorts angegeben, die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen fehlt jedoch.
Aber ich schweife ab, zurück zu den Autos: die Statistik ist natürlich Quatsch, da es sich um eine Steueroase handelt, wird Kauf und Zulassung eines Autos gerne von Italien nach San Marino verlagert und dann kommt in der Statistik so ein Mist raus. Die Wirtschaftsminister der EU erwecken gerne den Eindruck, dass gegen Steueroasen in Panama, Bahamas oder sonstwo weitweg vorgegangen muss, übersehen aber, dass mitten in Europa Steueroasen sitzen. San Marino ist nicht mal Mitglied der EU, auch wenn es den Euro hat. Das ist nur logisch, denn als EU-Mitglied wäre das Land mit seiner hohen Wirtschaftsleistung Nettozahler. Mit  verschwenderischen Fördergeldern für Autobahnbau kann man hier ja nicht viel anfangen. Die fehlende Mitgliedschaft in der EU wird aber durch Engagement an anderer Stelle ausgeglichen: San Marino ist Mitglied der Europäischen Walfang-Kommision und lässt die deutsche Nationalmannschaft bei Turnieren regelmäßig gewinnen. Na also.
Der Bergzipfel ist so steil und ausgesetzt (glaubt mir: ich weiß, wie steil der Weg hierauf ist), dass San Marino seit seiner Gründung im Jahr 301 niemals eingenommen worden, auch wenn es viele versucht haben. Erfreulich, dass wir es bis hier geschafft haben.

Donnerstag, 9. September 2021

15. Tag: Dagano - San Marino

Wir haben heute unser 36. Land erradelt: San Marino.
Gegen 18.00 haben wir die Staatsgrenze von San Marino erreicht und hatten trotzdem noch 400 hm vor uns, da unser Hotel in der Altstadt der Hauptstadt San Marino auf ca. 650 hm liegt.
Gegen 19.30 sind wir dann glücklich und zufrieden nach einer anstrengenden 87 km Etappe mit insgesamt 1596 hm angekommen. Hier in der Gegend gibt es nur bergauf und bergab oder steil bergauf/ bergab. Steil bedeutet für mich hoch schieben bzw. unter Dauerbremsung bergab. Auf dem Foto ist San Marino zu erkennen. Luftlinie sehr nah. Leider benötigen wir noch eine weitere steile bergab/bergauf Strecke um zum Ziel zu gelangen. 
Am Abend ist man dann sehr zufrieden, wenn die Anstrengung mit einem guten Essen belohnt wird. 

Mittwoch, 8. September 2021

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Der Tag hat super begonnen und hat einen sehr schönen Abschluss genommene Dank unserer netten Gastgeberin...
Es hätte auch anders kommen können, aber manchmal ist es auch wichtig einfach nur Glück zu haben. Ich fange mal von morgens früh an:
wir sind früh um 7.30 gestartet nach einem guten Frühstück, was uns liebenswerterweise von unseren gestrigen Gastgebern schon eine Std. früher als üblich serviert wurde.
Uebernachtet und zu Abend gegessen hatten wir in einer sog. Agritourismo Farm bei supernetten Gastgebern. Auf diesen Agritourismo Farmen muessen 85% der Produkte aus Eigenproduktion bzw. lokal aus der Region kommen. Die Gastgeberin kocht und daher wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Auswahl gibt es nicht. Jeder der mich etwas besser kennt weiß, dass DAS für mich sehr übel enden kann. Daher war ich auf diesen Abend mit einer großen Menge an Muesliriegel und Keksen vorbereitet. Aber das war völlig unnötig: die selbstgemachten Speisen (Brot, Olivenöl, Salami, Käse, Schinken, Pasta mit Ragu, Marmelade, Joghurt etc.) waren allesamt gigantisch lecker. Daher sind wir gut gestärkt in die heutige 117 km lange Etappe gestartet. Die ersten knapp 70 km fuhren wir auf dem tollen lokalen Fahrradweg "Sentiero della Bonifica". Alles unasphaltierte Strecke aber wunderschön autofrei. Nach 70 km haben wir dann gegen 1.30 Uhr die erste mögliche Verpflegungsstation genutzt und waren sehr guter Dinge, die noch kommenden knapp 50 km auch problemlos zu schaffen. Hier hat uns der folgende knapp 500 hm Anstieg ueber den "Faggeto" mit ueber 10% Steigung und vielen Stechmuecken ganz schön zugesetzt. Aber auch das haben wir glücklich geschafft. Kurz vor 18.00 haben wir an der Passhöhe dann festgestellt, dass der Check-In bis 19.00 sehr wahrscheinlich nicht mehr zu erreichen ist und via Mail um einen späteren Check-In gebeten. Die noch fehlenden 23 km haben sich dann als SO EXTREMST schwierig erwiesen, dass wir auch mit groesster Kraftanstrengung für 23 km 2 Std. benötigt haben obwohl es hauptsächlich bergab ging. Schwer bepackte Fahrraeder einen steilen Wanderweg herunterschieben ist sehr unschön, aber dann noch 80 hm wieder hochschieben ist fast nicht möglich......
Irgendwie haben wir es trotzdem in die Unterkunft geschafft, wo die Gastgeberin auf uns gewartet hat und uns dann noch zu einem ca. 3 km entfernten Restaurant gefahren und auch wieder abgeholt hat.
Geduscht wurde aufgrund der späten Zeitschiene heute erst nach dem Abendessen. Jetzt liegen wir total erschöpft aber zufrieden in einer wunderschönen B&B Unterkunft und schaffen gerade noch einen Blogeintrag vor dem Schlafen. 
Gutes Nächtle....   

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Drinnen nur Kännchen.

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Gerade eben im Restaurant habe ich völlig erschöpft und dehydriert als Vorspeise Melone mit Schinken bestellt. Ich hatte bereits einen Liter Bier getrunken (nach einem anstrengenden Tag trinkte ich abends schnell mal 2 bis 3 Liter Flüssigkeit) und dachte, Melone sei hilfreich. 
Die Köchin hat die Vorspeisen persönlich zum Tisch gebracht und freudestrahlend erklärt, dass sie kaum noch Melone habe und daher mehr Schinken auf den Teller gepackt hätte.
Ich erwähne das, weil es für den heutigen Tag symptomatisch ist. Bis 14:00 lief alles nach Plan. Wir sind nach Norden Richtung Arezzo geradelt, auf nicht asphaltierten Wegen bei erträglichen Temperaturen. 
Ab 14:00 verlief alles nach Plan, doch der Plan war Kacke. Wir folgen auf unserer Tour den vorher definiert GPS-Daten um sicher an unser Ziel zu kommen. Mir ist bei der Pannung nicht aufgefallen, dass in diesen Daten 2 üble Fehler sind. 
Einmal sind wir 150 Meter steil bergab gefahren, Steigung etwa -10% und mehr, Schotterpiste. Und dann stehen wir vor einem verschlossenen Tor. Privatgrundstück, keine Durchfahrt. Zurück? Nicht möglich. 150 Höhenmeter mit mehr als 10% Steigung mit beladenem Tourenrad sind auf grobem Schotter nicht machbar. Und so fährt man sich immer tiefer in die Scheiße rein.
Per email hatte ich der Unterkunft unsere voraussichtliche Ankunftszeit erst auf 19:00, dann auf 20:00 mitgeteilt. Am Ende war es gegen 20:00, als wir am Zielort angekommen sind. Trotz Google maps, Google streetmap und was-weiß-ich für Tools, mussten wir uns mit den Umständen plagen, die es zu vermeiden gilt.
Schwamm drüber. Was bleibt ist ein sehr leckeres Frühstück bei der Abfahrt vom Agriturismo Poderaccio Alto (das Ehepaar, dass die Unterkunft betreibt ist unglaublich nett: nach dem Frühstück standen unsere Fahrräder ausgeparkt vor dem Haus), eine schöne Fahrt nach Norden und eine katastrophale Route weiter nach Westen. Jetzt liegen wir total erschöpft im Bett.

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Der heutige Tag begann mit einer herzlichen Verabschiedung von unseren Vermietern in Poderaccio Alto. Hier haben wir nicht nur gut geschlafen, sondern auch sehr gut gespeist und die Gastfreundschaft, gepaart mit echtem Interesse an den Gästen, genossen. Während wir gestern Nachmittag an der Hauptstraße noch über zu viel Autoverkehr geklagt hatten, hatten wir heute auf den ersten 62 km überhaupt keinen Kontakt mit Autos, da wir an einem sehr schönen Kanalradweg entlang fuhren. Die zweite Hälfte des Tages wurde dann allerdings etwas anstrengender, da wir noch einiges an Höhenmetern (in Summe wieder über 1.100 hm) zu überwinden hatten und es insgesamt 118 km wurden. Zu allem Überfluss war die Wegequalität auf den letzten Kilometern auch nicht überall perfekt, sondern glich teilweise eher einem Wanderweg. So sind wir erst um 20 Uhr an der etwas außerhalb gelegenen Unterkunft angekommen und hatten Glück, dass die Vermieterin uns noch in ein Restaurant im benachbarten Ort gefahren hat.


Dienstag, 7. September 2021

13. Tag: Attigliano - Poderaccio Alto

Als zuständiger Erappenleiter hat Falko uns heute Morgen beim Frühstück zwei ordentliche Berge für die zweite Tageshälfte versprochen, was uns genügend motiviert hat, beim Frühstück im Hotel nicht zu viel Zeit zu verlieren. Die ersten Kilometer liefen auch super, bis wir an eine Baustelle kamen und mit dem Rad über tagesfrischen Gussasphalt fahren mussten. Schon nach einer Radumdrehung gaben die Reifen schmatzähnliche Geräusche von sich, wie ich sie zuletzt vom Gehen auf Sizilien kannte, als meine Fahrradschuhe vom bisher einzigen Regen der diesjährigen Radtour total aufgeweicht waren. Eine Radumdrehung später kamen zu den Schmatzgeräuschen noch Knirsch- und später Knackgeräusche hinzu. Wir hatten eine klebrige Mastixschicht vom Asphalt abgefahren, die fortan jedes Steinchen auf der Straße aufsog und fest mit unseren Reifen verband. Nach der Baustelle mussten wir unsere Reifen daher erstmal einer umfangreichen Reinigung unterziehen. Weiter ging es mit dem ersten von zwei versprochenen Bergen. Manchmal kommt alles zusammen und dann wird es anstrengend: Gegenwind, Temperaturen über 30 Grad und auf mehr als einem Kilometer eine Steigung von 10 %. Na gut, aber wir sind ja hart im Nehmen. Immerhin stand oben auch ein schönes Schild, das sich prima für ein Gruppenforo eignete. Dann kam die rauschende Talabfahrt, die ihr Ziel fand ... nicht wie zu erwarten wäre hinter dem Berg, ... sondern im gleichen Tal wie zuvor. Als Folge davon wurde uns der zweite versprochene Berg vom Etappenleiter vorenthalten und wir fuhren über die Straßen im weiten Tal ohne größere weitere Höhenmeter zum Zielort. 
Früher habe ich mal in einem Comic gelesen, dass man erst geteert und dann gefedert wird. Und wir hatten uns heute Morgen ja schon die Asphaltschicht eingefangen. Statt der Federung gab es nachmittags aber nur eine Einstaubung. Ein Baufahrzeug fuhr parallel über eine   staubtrockene Baustraße und hat eine dermaßene Staubwolke aufgewirbelt, dass entgegenkommende Fahrzeuge sogar das Licht anmachen mussten. Trotz Allem sind wir gut in der Unterkunft angekommen und stehen jetzt unter der Dusche ...

12. Tag: Labaro - Attigliano

Und Fahrrad sind wir auch noch gefahren. Unterwegs sind wir an vielen kleinen Städtchen vorbeigekommen, die alle eins gemeinsam haben: sie liegen oben auf einem Hügel.

Montag, 6. September 2021

12. Tag: Labaro - Attigliano

So, jetzt, wo das Cola-Problem beseitigt ist, noch eine Anmerkung zum Thema Navigation. Früher war es relativ einfach, seinen Standort auf dem Globus zu bestimmen: einfach zum nächsten Kiosk , Büdchen oder Markt gehen, Schnaps kaufen und auf dem Etikett nachlesen, wo der Fusel abgefüllt wurde. Schon weiß man, wo man ist.
In Zeiten der Globalisierung ist das nicht mehr so einfach möglich, da immer weniger Firmen immer mehr Märkte beliefern. Heute ist wieder Fachwissen für die Navigation erforderlich, so wie früher, wo nur die Fachkraft einen Sextanten bedienen konnte.
Meine Vorgehensweise besteht darin, nach dem Essen (also nach dem Rotwein) noch einen Schnaps zu bestellen. Und seit gestern bekommen wir statt Limoncello einen Grappa angeboten. Da der Zitronen-Likör Limoncello nur in Sizilien und am Golf von Neapel hergestellt und getrunken wird, während Grappa eher in Norditalien beheimatet ist, sollte klar sein, wo wir sind. 
Von links nach rechts: Limoncello, Limoncello und Grappa.

12. Tag: Labaro - Attigliano

Der heutige Blog-Beitrag muss erstmal warten. Beim Abstellen meiner Fahrradtaschen im Hotelzimmer (den Namen lass ich jetzt mal besser weg) ist eine durchgeschüttelte,  durchgerüttelte, von der Sonne Italiens gut aufgeheizte Dose Cola aus der Tasche gefallen sofort explodiert. Die Cola ist im hohen Bogen rausgespritzt, Wand, Decke und Spiegel im Eingangsbereich, das eigentliche Zimmer mit Schreibtisch, Bett und Fußboden, das Bad mit Waschbecken,  Spiegel und Fußboden: alles mit Cola besprüht. Und zwar der echten Cola mit Zucker. 
Wir haben sofort alle verfügbaren Handtücher rekrutiert und weggewischt, was geht, denn wenn die klebrige Brause erstmal an Wand, Tür, Spiegel oder Decke abtrocknet, dann klebt das die nächsten Jahrzehnte.