Sonntag, 12. September 2021

17. Tag: Abreisetag

Um 10.34 startet unsere Rückreise mit der Bahn von Rimini nach München. In den Sommermonaten bietet die Bahn einen Direktzug mit Fahrradwagon und Fahrradschaffner an, der hauptsächlich von Touristen benutzt wird. Die Fahrradplaetze sind komplett ausgebucht und der Einsatz dieses "Spezialschaffners" ist Goldwert. Er ist quasi nur auf der Strecke Rimini- Muenchen unterwegs und scheint seinen Job zu lieben: er spricht mit den Touristen über ihren Urlaub und versucht die großen und kleinen Probleme von Touristen, welche selten Bahn fahren, zu lösen. Nur einmal konnte er nicht weiter helfen : auf italienischer Seite wurde der sogenannte "Green Pass", also das Covid- Zertifikat, ueberprüft. Ein älterer Zugreisender konnte das Zertifikat nicht vorweisen, da er nicht zu begreifen schien was benötigt wird, auch wenn er beteuerte 2x geimpft zu sein. Er musste den Zug in Trient verlassen. 
Der EC kam puenktlich in München an, so dass wir noch unser obligatorisches Abschiedessen stilvoll bei McDonald's am Stachus genossen haben. 
Es ist nun Sonntags frueh um 1.00 und wir sind gut in Sindelfingen angekommen. Frank hat noch ein paar Stunden in der Bahn vor sich (@Frank: noch alles Gute für die restlichen Kilometer) . 
Wir freuen uns schon auf unsere nächste Europa- Etappe in 2023 mit Startpunkt Rimini und hoffen, dass die kommende Tour genauso wunderbar wird, wie dieses Jahr. 

Viele liebe Grüße an alle, die den Blog verfolgt haben. Wir haben uns sehr über die vielen Kommentare gefreut.

Samstag, 11. September 2021

16. Tag: San Marino - Rimini

Die letzten 35 km der Tour 2021 nach Rimini sind eine leichte Zieleinfahrt. Wir starten in San Marino Stadt auf ca. 650 hm und lassen uns gemütlich an die Adria rollen. Im Bild sind auf dem Bergkamm die Wahrzeichen San Marinos zu erkennen: die 3 Wehrtürme. (Die Altstadt, wo wir uebernachtet haben befindet sich an dem ganz rechten Turm.) Das ganze Gebiet ist stark besiedelt aber trotzdem finden wir Wege mit wenig Verkehr ans Mittelmeer. Kurz vor Mittag kommen wir am Rimini-Badestrand Nr. 148 an und bleiben die nächsten 4 Std. hier um zu baden und uns einfach nur auszuruhen. Da wir die letzten 14 Tage sehr viel Sonne hatten, nehmen wir uns - im Gegensatz zu manch anderen übergegrillten Badegästen - Sonnenschirme.
Dann geht es ca. 8 km an der Strandpromenade entlang zum Hotel. 8 km reihen sich links die Hotelbunker und rechts die Badestrände. Am Badestrand 62 biegen wir von der Strandpromenade Richtung Innenstadt ab. Es sind noch 3 km bis zur wunderschönen Altstadt wo wir abends bei einem wunderbaren Essen im Restaurant Sotto Sale den gelungenen Tourabschluss feiern.

Freitag, 10. September 2021

15. Tag: Dagano - San Marino

Geschafft. Wir sind geschafft und es ist auf der Liste der europäischen Länder ein weiteres Land geschafft: San Marino. 
Die Tatsache, dass San Marino das letzte Land auf der Liste der von uns bereisten Länder ist, kommt nicht von ungefähr: im Jahr 2019 war San Marino laut Datenerhebung der UN World Tourism Organization das am wenigsten besuchte Land in Europa. Das passt schon mal.
Die Statistik sagt aber auch, dass es in San Marino europaweit die meisten PKW pro Kopf gibt, nämlich 1.6 Autos pro Einwohner. Das überrascht mich dann doch, denn was soll man auf diesem Felszipfel mit einem Auto anfangen? Auf dem Verkehrsschild beim Grenzübergang ist die Höchstgeschwindigkeit innerorts und außerorts angegeben, die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen fehlt jedoch.
Aber ich schweife ab, zurück zu den Autos: die Statistik ist natürlich Quatsch, da es sich um eine Steueroase handelt, wird Kauf und Zulassung eines Autos gerne von Italien nach San Marino verlagert und dann kommt in der Statistik so ein Mist raus. Die Wirtschaftsminister der EU erwecken gerne den Eindruck, dass gegen Steueroasen in Panama, Bahamas oder sonstwo weitweg vorgegangen muss, übersehen aber, dass mitten in Europa Steueroasen sitzen. San Marino ist nicht mal Mitglied der EU, auch wenn es den Euro hat. Das ist nur logisch, denn als EU-Mitglied wäre das Land mit seiner hohen Wirtschaftsleistung Nettozahler. Mit  verschwenderischen Fördergeldern für Autobahnbau kann man hier ja nicht viel anfangen. Die fehlende Mitgliedschaft in der EU wird aber durch Engagement an anderer Stelle ausgeglichen: San Marino ist Mitglied der Europäischen Walfang-Kommision und lässt die deutsche Nationalmannschaft bei Turnieren regelmäßig gewinnen. Na also.
Der Bergzipfel ist so steil und ausgesetzt (glaubt mir: ich weiß, wie steil der Weg hierauf ist), dass San Marino seit seiner Gründung im Jahr 301 niemals eingenommen worden, auch wenn es viele versucht haben. Erfreulich, dass wir es bis hier geschafft haben.

Donnerstag, 9. September 2021

15. Tag: Dagano - San Marino

Wir haben heute unser 36. Land erradelt: San Marino.
Gegen 18.00 haben wir die Staatsgrenze von San Marino erreicht und hatten trotzdem noch 400 hm vor uns, da unser Hotel in der Altstadt der Hauptstadt San Marino auf ca. 650 hm liegt.
Gegen 19.30 sind wir dann glücklich und zufrieden nach einer anstrengenden 87 km Etappe mit insgesamt 1596 hm angekommen. Hier in der Gegend gibt es nur bergauf und bergab oder steil bergauf/ bergab. Steil bedeutet für mich hoch schieben bzw. unter Dauerbremsung bergab. Auf dem Foto ist San Marino zu erkennen. Luftlinie sehr nah. Leider benötigen wir noch eine weitere steile bergab/bergauf Strecke um zum Ziel zu gelangen. 
Am Abend ist man dann sehr zufrieden, wenn die Anstrengung mit einem guten Essen belohnt wird. 

Mittwoch, 8. September 2021

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Der Tag hat super begonnen und hat einen sehr schönen Abschluss genommene Dank unserer netten Gastgeberin...
Es hätte auch anders kommen können, aber manchmal ist es auch wichtig einfach nur Glück zu haben. Ich fange mal von morgens früh an:
wir sind früh um 7.30 gestartet nach einem guten Frühstück, was uns liebenswerterweise von unseren gestrigen Gastgebern schon eine Std. früher als üblich serviert wurde.
Uebernachtet und zu Abend gegessen hatten wir in einer sog. Agritourismo Farm bei supernetten Gastgebern. Auf diesen Agritourismo Farmen muessen 85% der Produkte aus Eigenproduktion bzw. lokal aus der Region kommen. Die Gastgeberin kocht und daher wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Auswahl gibt es nicht. Jeder der mich etwas besser kennt weiß, dass DAS für mich sehr übel enden kann. Daher war ich auf diesen Abend mit einer großen Menge an Muesliriegel und Keksen vorbereitet. Aber das war völlig unnötig: die selbstgemachten Speisen (Brot, Olivenöl, Salami, Käse, Schinken, Pasta mit Ragu, Marmelade, Joghurt etc.) waren allesamt gigantisch lecker. Daher sind wir gut gestärkt in die heutige 117 km lange Etappe gestartet. Die ersten knapp 70 km fuhren wir auf dem tollen lokalen Fahrradweg "Sentiero della Bonifica". Alles unasphaltierte Strecke aber wunderschön autofrei. Nach 70 km haben wir dann gegen 1.30 Uhr die erste mögliche Verpflegungsstation genutzt und waren sehr guter Dinge, die noch kommenden knapp 50 km auch problemlos zu schaffen. Hier hat uns der folgende knapp 500 hm Anstieg ueber den "Faggeto" mit ueber 10% Steigung und vielen Stechmuecken ganz schön zugesetzt. Aber auch das haben wir glücklich geschafft. Kurz vor 18.00 haben wir an der Passhöhe dann festgestellt, dass der Check-In bis 19.00 sehr wahrscheinlich nicht mehr zu erreichen ist und via Mail um einen späteren Check-In gebeten. Die noch fehlenden 23 km haben sich dann als SO EXTREMST schwierig erwiesen, dass wir auch mit groesster Kraftanstrengung für 23 km 2 Std. benötigt haben obwohl es hauptsächlich bergab ging. Schwer bepackte Fahrraeder einen steilen Wanderweg herunterschieben ist sehr unschön, aber dann noch 80 hm wieder hochschieben ist fast nicht möglich......
Irgendwie haben wir es trotzdem in die Unterkunft geschafft, wo die Gastgeberin auf uns gewartet hat und uns dann noch zu einem ca. 3 km entfernten Restaurant gefahren und auch wieder abgeholt hat.
Geduscht wurde aufgrund der späten Zeitschiene heute erst nach dem Abendessen. Jetzt liegen wir total erschöpft aber zufrieden in einer wunderschönen B&B Unterkunft und schaffen gerade noch einen Blogeintrag vor dem Schlafen. 
Gutes Nächtle....   

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Drinnen nur Kännchen.

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Gerade eben im Restaurant habe ich völlig erschöpft und dehydriert als Vorspeise Melone mit Schinken bestellt. Ich hatte bereits einen Liter Bier getrunken (nach einem anstrengenden Tag trinkte ich abends schnell mal 2 bis 3 Liter Flüssigkeit) und dachte, Melone sei hilfreich. 
Die Köchin hat die Vorspeisen persönlich zum Tisch gebracht und freudestrahlend erklärt, dass sie kaum noch Melone habe und daher mehr Schinken auf den Teller gepackt hätte.
Ich erwähne das, weil es für den heutigen Tag symptomatisch ist. Bis 14:00 lief alles nach Plan. Wir sind nach Norden Richtung Arezzo geradelt, auf nicht asphaltierten Wegen bei erträglichen Temperaturen. 
Ab 14:00 verlief alles nach Plan, doch der Plan war Kacke. Wir folgen auf unserer Tour den vorher definiert GPS-Daten um sicher an unser Ziel zu kommen. Mir ist bei der Pannung nicht aufgefallen, dass in diesen Daten 2 üble Fehler sind. 
Einmal sind wir 150 Meter steil bergab gefahren, Steigung etwa -10% und mehr, Schotterpiste. Und dann stehen wir vor einem verschlossenen Tor. Privatgrundstück, keine Durchfahrt. Zurück? Nicht möglich. 150 Höhenmeter mit mehr als 10% Steigung mit beladenem Tourenrad sind auf grobem Schotter nicht machbar. Und so fährt man sich immer tiefer in die Scheiße rein.
Per email hatte ich der Unterkunft unsere voraussichtliche Ankunftszeit erst auf 19:00, dann auf 20:00 mitgeteilt. Am Ende war es gegen 20:00, als wir am Zielort angekommen sind. Trotz Google maps, Google streetmap und was-weiß-ich für Tools, mussten wir uns mit den Umständen plagen, die es zu vermeiden gilt.
Schwamm drüber. Was bleibt ist ein sehr leckeres Frühstück bei der Abfahrt vom Agriturismo Poderaccio Alto (das Ehepaar, dass die Unterkunft betreibt ist unglaublich nett: nach dem Frühstück standen unsere Fahrräder ausgeparkt vor dem Haus), eine schöne Fahrt nach Norden und eine katastrophale Route weiter nach Westen. Jetzt liegen wir total erschöpft im Bett.

14. Tag: Poderaccio Alto - Dagnano

Der heutige Tag begann mit einer herzlichen Verabschiedung von unseren Vermietern in Poderaccio Alto. Hier haben wir nicht nur gut geschlafen, sondern auch sehr gut gespeist und die Gastfreundschaft, gepaart mit echtem Interesse an den Gästen, genossen. Während wir gestern Nachmittag an der Hauptstraße noch über zu viel Autoverkehr geklagt hatten, hatten wir heute auf den ersten 62 km überhaupt keinen Kontakt mit Autos, da wir an einem sehr schönen Kanalradweg entlang fuhren. Die zweite Hälfte des Tages wurde dann allerdings etwas anstrengender, da wir noch einiges an Höhenmetern (in Summe wieder über 1.100 hm) zu überwinden hatten und es insgesamt 118 km wurden. Zu allem Überfluss war die Wegequalität auf den letzten Kilometern auch nicht überall perfekt, sondern glich teilweise eher einem Wanderweg. So sind wir erst um 20 Uhr an der etwas außerhalb gelegenen Unterkunft angekommen und hatten Glück, dass die Vermieterin uns noch in ein Restaurant im benachbarten Ort gefahren hat.


Dienstag, 7. September 2021

13. Tag: Attigliano - Poderaccio Alto

Als zuständiger Erappenleiter hat Falko uns heute Morgen beim Frühstück zwei ordentliche Berge für die zweite Tageshälfte versprochen, was uns genügend motiviert hat, beim Frühstück im Hotel nicht zu viel Zeit zu verlieren. Die ersten Kilometer liefen auch super, bis wir an eine Baustelle kamen und mit dem Rad über tagesfrischen Gussasphalt fahren mussten. Schon nach einer Radumdrehung gaben die Reifen schmatzähnliche Geräusche von sich, wie ich sie zuletzt vom Gehen auf Sizilien kannte, als meine Fahrradschuhe vom bisher einzigen Regen der diesjährigen Radtour total aufgeweicht waren. Eine Radumdrehung später kamen zu den Schmatzgeräuschen noch Knirsch- und später Knackgeräusche hinzu. Wir hatten eine klebrige Mastixschicht vom Asphalt abgefahren, die fortan jedes Steinchen auf der Straße aufsog und fest mit unseren Reifen verband. Nach der Baustelle mussten wir unsere Reifen daher erstmal einer umfangreichen Reinigung unterziehen. Weiter ging es mit dem ersten von zwei versprochenen Bergen. Manchmal kommt alles zusammen und dann wird es anstrengend: Gegenwind, Temperaturen über 30 Grad und auf mehr als einem Kilometer eine Steigung von 10 %. Na gut, aber wir sind ja hart im Nehmen. Immerhin stand oben auch ein schönes Schild, das sich prima für ein Gruppenforo eignete. Dann kam die rauschende Talabfahrt, die ihr Ziel fand ... nicht wie zu erwarten wäre hinter dem Berg, ... sondern im gleichen Tal wie zuvor. Als Folge davon wurde uns der zweite versprochene Berg vom Etappenleiter vorenthalten und wir fuhren über die Straßen im weiten Tal ohne größere weitere Höhenmeter zum Zielort. 
Früher habe ich mal in einem Comic gelesen, dass man erst geteert und dann gefedert wird. Und wir hatten uns heute Morgen ja schon die Asphaltschicht eingefangen. Statt der Federung gab es nachmittags aber nur eine Einstaubung. Ein Baufahrzeug fuhr parallel über eine   staubtrockene Baustraße und hat eine dermaßene Staubwolke aufgewirbelt, dass entgegenkommende Fahrzeuge sogar das Licht anmachen mussten. Trotz Allem sind wir gut in der Unterkunft angekommen und stehen jetzt unter der Dusche ...

12. Tag: Labaro - Attigliano

Und Fahrrad sind wir auch noch gefahren. Unterwegs sind wir an vielen kleinen Städtchen vorbeigekommen, die alle eins gemeinsam haben: sie liegen oben auf einem Hügel.

Montag, 6. September 2021

12. Tag: Labaro - Attigliano

So, jetzt, wo das Cola-Problem beseitigt ist, noch eine Anmerkung zum Thema Navigation. Früher war es relativ einfach, seinen Standort auf dem Globus zu bestimmen: einfach zum nächsten Kiosk , Büdchen oder Markt gehen, Schnaps kaufen und auf dem Etikett nachlesen, wo der Fusel abgefüllt wurde. Schon weiß man, wo man ist.
In Zeiten der Globalisierung ist das nicht mehr so einfach möglich, da immer weniger Firmen immer mehr Märkte beliefern. Heute ist wieder Fachwissen für die Navigation erforderlich, so wie früher, wo nur die Fachkraft einen Sextanten bedienen konnte.
Meine Vorgehensweise besteht darin, nach dem Essen (also nach dem Rotwein) noch einen Schnaps zu bestellen. Und seit gestern bekommen wir statt Limoncello einen Grappa angeboten. Da der Zitronen-Likör Limoncello nur in Sizilien und am Golf von Neapel hergestellt und getrunken wird, während Grappa eher in Norditalien beheimatet ist, sollte klar sein, wo wir sind. 
Von links nach rechts: Limoncello, Limoncello und Grappa.

12. Tag: Labaro - Attigliano

Der heutige Blog-Beitrag muss erstmal warten. Beim Abstellen meiner Fahrradtaschen im Hotelzimmer (den Namen lass ich jetzt mal besser weg) ist eine durchgeschüttelte,  durchgerüttelte, von der Sonne Italiens gut aufgeheizte Dose Cola aus der Tasche gefallen sofort explodiert. Die Cola ist im hohen Bogen rausgespritzt, Wand, Decke und Spiegel im Eingangsbereich, das eigentliche Zimmer mit Schreibtisch, Bett und Fußboden, das Bad mit Waschbecken,  Spiegel und Fußboden: alles mit Cola besprüht. Und zwar der echten Cola mit Zucker. 
Wir haben sofort alle verfügbaren Handtücher rekrutiert und weggewischt, was geht, denn wenn die klebrige Brause erstmal an Wand, Tür, Spiegel oder Decke abtrocknet, dann klebt das die nächsten Jahrzehnte. 

Sonntag, 5. September 2021

11. Tag: Finocchio - Labaro


Wenn alle Wege zum gleichen Ziei führen (Rom), dann macht dies die Auswahl des eigenen Weges nicht unbedingt leichter. In Anbetracht der kurzen Etappe heute, entschieden wir uns für den etwas beschwerlichen Weg abseits der Hauptroute. Was zunächst gut über Felder und Wiesen funktionierte, hielt dann an einer mit einem Seil abgespannten Rampe eine körperliche Anstrengung bereit. Hier haben wir die Räder nur einzeln zu zweit herauf bugsiert bekommen. Unglücklicherweise waren im anschließenden Wohngebiet am frühen Sonntagmorgen die mit einem Tor abschließbaren Privatstraßen noch nicht wieder für den Verkehr freigegeben und die erste Alternative führte direkt in einen Vorgarten, deren Besitzerin noch schnell die Toreinfahrt verschloss, bevor wir einfahren konnten. Nach so viel ungewollter Abwechslung haben wir uns dann doch für die klassische Einfahrt über bereits ausgetretene Wege (Hauptstraßen, die aber glücklicherweise von einem Radweg flankiert waren) entschieden. 
Dann sind wir endlich in Rom, für mich das dritte Mal. Doch heute haben wir eine Mission zu erfüllen. Das 35. Land zu unserer Europa-Radtour-Liste hinzuzufügen: den Vatikanstaat. Bei einer Klassenfahrt 1988 bin ich bereits einen ganzen Tag durch das Vatikanmuseum geirrt. Beim zweiten Besuch während einer Interrailreise 1991 war der Einlass auf den Petersplatz schon nicht so einfach. Mit Rucksack und kurzer, bunter Hose waren wir zunächst unerwünscht, aber einfaches Herunterziehen der Hosen über die Knie schuf damals Abhilfe. So einfach war es heute leider nicht. Mit dem Fahrrad scheiterten wir schon an der ersten Absperrung, so dass wir die erste Hürde nur getrennt passieren konnten. Für die zweite Absperrung auf das Zentrum des Petersplatzes waren wir dann wohl schon zu spät, da das Mittagsgebet bereits angefangen hatte. Nach eingehender Kontrolle über Google-Maps waren wir uns sicher, zweimal zumindest 10 Meter hinter der Grenze zum Vatikanstaat gestanden zu haben. Die Mission war also erfüllt, auch wenn die Fahrräder draußen bleiben mussten ....




11. Tag: Finocchio - Labaro

So, wir waren heute puenktlich um 12.00 am Vatikan und haben uns den Mittagssegen vom Papst abgeholt(s. Pfeil im Bild) . Jetzt kann doch nichts mehr schief gehen, oder? Die Fahrräder durften leider nicht mit rein - so schön konnten Falko und Frank gar nicht reden. Die Sicherheitsbeamten sind stur geblieben.
Wegen dem Aufenthalt in Rom haben wir heute nur 50 km eingeplant. Der Stadtverkehr stadteinwärts war weniger problematisch als erwartet (das mag daran liegen, dass heute Sonntag ist) und stadtauswärts konnten wir einem tollen Tiberflussradweg folgen, so dass es ein angenehm ruhiger Tag hätte werden können. Aber wir haben die Touristenmengen im Zentrum unterschätzt: wir haben uns langsam im Touristenstrom vom Colloseum zum Trevibrunnen und weiter zum Vatikan treiben lassen müssen. 
Trotzdem ein toller Tag. 



Samstag, 4. September 2021

10. Tag : Ceccano - Finocchi

Italien - Land des Nutella!
In jeder guten Bar gibt es hier einen großen Bottich mit Tülle voll mit Nutella, ähnlich den Ketchup oder Mayobottichen in dem deutschen Pommesbuden.
Wenn man morgens zum Frühstück ein Croissant bestellt und man auf die Frage des Barbesitzers "con Nuttella? " mit "si, con Nuttella" antwortet, dann rammt er das Croissant in die Tülle und pummt soviel Nuttella in das Croissant, dass es überall herausdrueckt. Gefühlt schafft man den gesamten Inhalt eines 400 gr. Nutellaglasses in so ein Croissant zu pumpen..... Lecker!!!!
So gestärkt sind wir in die heutige 111 km  Etappe mit 1300 hm gestartet. Erwartet hat uns ein irrertoller Fahrradweg erbaut auf einer alten Bahntrasse ab Fiuggi auf ca 750 hm: es folgte eine rauschende Talabfahrt mit irretollem Ausblick.
Morgen klingeln wir beim Papst. Wir hoffen, dass er Fahrradfahrer mit kurzen Radhosen in den Vatikanstaat einlässt. 

10. Tag: Ceccano - Finocchio

Heute melden wir uns aus Finocchio, das liegt in der Metropol-Region Rom. Gestern Abend war die Übergabe der Tour-Verantwortung: bis 24:00 lag die Tourplanung in Franks Händen, seit 00:00 bin ich verantwortlich. Und es war leichtes Spiel für mich: 
Man sagt: alle Wege führen nach Rom, was kann man da falsch machen? 
Man sagt: Rom ist auf 7 Hügeln erbaut. 8 davon haben wir heute überquert.
Man sagt: Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Das stimmt vermutlich, aber es sieht so aus!
Aber zurück zur heutigen Etappe: von Acuto über Piagge nach San Giovanni sind wir der Trasse einer ehemaligen Bahnstrecken gefolgt. Die Schienen sind zurückgebaut, der Weg ist asphaltiert. Die Trasse liegt eng am Hang und bietet eine wunderschöne Aussicht. Toll. 

Freitag, 3. September 2021

09. Tag: Roccamonfina - Ceccano

Heute hatten wir in unserer Unterkunft mal wieder ein gutes Frühstück, so dass wir den Tag gestärkt beginnen konnten. Die ersten 12 km bestanden aus einer rauschenden Bergabfahrt, in die wir unsere gestern gewonnenen Höhenmeter vollständig investierten, bis wir wieder auf Meereshöhe waren. Daran schloss eine lange Flachpassage an, ehe wir ab km 43 zu einem Anstieg mit 650 Höhenmetern ins Landesinnere ansetzten. Glücklicherweise war es im Anstieg etwas bewölkt, so dass es nicht ganz so heiß war. Während an der Küste doch stärkerer Autoverkehr unterwegs war, waren wir in den Bergen angenehm alleine unterwegs. Jetzt sitzen wir in unserem Hotelzimmer und sind erwas geschafft vom Tag. Heute war der letzte von mir geplante Tag, ab morgen müssen wir uns auf Falkos Planung verlassen ...

Sieh dir meine Aktivität auf Strava an: https://strava.app.link/ETHB7qR4fjb





Donnerstag, 2. September 2021

08. Tag: Neapel - Roccamonfina

Hier geht erstmal nichts mehr. Ich dachte immer, in Italien wird nach Gehör eingeparkt. Am Steuer eines Lkws wird aber auch nach Gehör gefahren. Im Schritttempo. Sicher ist sicher.

08. Tag: Neapel - Roccamonfina

Heute lief es wieder mal nicht so richtig rund: erst der fürchterliche Stadtverkehr in Neapel, dann das lange Warten auf den Betreiber der privaten Unterkunft und das Restaurant am Zielort hatte auch geschlossen. Irgendwas ist ja immer.
Ansonsten sind wir gut durch den Tag gekommen, obwohl es wieder sehr anstrengend war. 
Mir fällt auf, dass die vorhandenen Straßen hier verwahrlosen, während ständig neue, zum Teil überflüssige Fernstraßen gebaut werden. Ich betrachte die Situation aus der Perspektive des Steuerzahlers und sehe, dass für den Bau von Autobahnbrücken ausreichend Fördergelder vorhanden sind, während das, was mir als Radfahrer geboten wird, unter aller Kanone ist. Bestes Beispiel sind die Radwege in Neapel: die Fahrradspur im Tunnel? Gesperrt. Der Radweg neben der engen Straße? Verwahrlost und mit Hindernissen zugestellt. Oder kurz: die Radwege in Neapel sind noch schlechter als die in Sindelfingen, während genug Geld für Autobahnbrücken vorhanden ist. Läuft da vielleicht in Brüssel etwas gehörig schief? Gibt es falsche Subventionsanreize? 
In einer Stadt nördlich von Neapel wurde eine Brücke über einen Fluss wegen Baufälligkeit gesperrt. Was hat man mit dem maroden Bauwerk gemacht? Man hat die Brücke als Radweg ausgeschildert, dafür reicht es ja noch.

08. Tag: Neapel - Roccamonfina

So, wir haben die Nachtfahrt auf der Fähre nicht nur überlebt sondern auf dem Schiff auch recht gut gegessen.

Jetzt sitzen wir in Neapel in einem Cafe und ich trinken meinen zweiten Kaffee der diesjährigen Tour. Am 8. Tag.

Mittwoch, 1. September 2021

07. Tag: Caccamo - Palermo

Wir sind am Hafen Palermo angekommen: um 20.00 startet die Fähre aufs Festland.
Das frühe Aufstehen um 6.00 wäre nicht nötig gewesen, wir waren ueberpuenktlich in Palermo, aber so haben wir noch Zeit für einen Kaffee in Palermo. 
Die "Nationalstrassenvermeidungsstrategie" hat uns heute 3 sehr steile Anstiege mit über 15% zugemutet. 2 dieser Rampen waren mit je ueber 200 hm zu bewältigen. Bei mir heißt es dann nur noch Schieben. Doch mit dem vielen Gepäck und 4l zusaetzlicher Wasserreserve ist auch das Schieben kaum noch machbar, so dass Falko mir bei einem sehr steilen (aber Gott sei Dank nur kurzem) Stück von fast 20% zur Hilfe geeilt ist. War ich am fluchen......
Aber mit der Einfahrt nach Palermo ist man nur noch überglücklich, alles geschafft zu haben. Und: wir hatten wirklich fast keinen Autoverkehr bei einer supertollen Aussicht.
Hoffentlich geht es so toll in der 2ten Woche weiter. 

07. Tag: Caccamo - Palermo

Nach einer kürzeren Etappe heute sitzen wir noch in einem Cafe am Hafen von Palermo. Auf die Fähre nach Neapel kommen wir erst um 17:30 Uhr. Dann gehen 7 schöne Tage in Sizilien zu Ende. Zum Fahrrad fahren war es super und auch das sizilianische Essen ist erstklassig. Etwas schade waren nur die vielen von den Waldbränden schwarz vernichteten Landflecken und das damit einhergehende Müllproblem (was nicht verbrannt werden kann wir einfach im Müllsack an den Straßenrand geschmissen). Direkt hinter Caccamo sind wir heute noch an einer Talsperre vorbeigekommen.

Sieh dir meine Aktivität auf Strava an: https://strava.app.link/aB9vf07scjb

06. Tag: Collesano - Caccamo

Heute sind wir gegen 19:00 an unserer Unterkunft angekommen. Dann mussten wir nur noch den Schlüssel von der Ferienwohnung abholen und nur noch 54 Stufen hoch zur Unterkunft. Also habe ich dss Fahrrad, die Packtaschen und mich 54 Stufen hochgeschleppt. Die Mühe war nicht umsonst: im Dunkel der Nacht können wir von unserem Zimmer auf die dunkle Burgruine schauen. Man sieht zwar nichts, aber letztendlich geht es ja darum, was man nicht sieht. In unserem Fall sehen wir eine der größten mittelalterlichen Burgen Siziliens nicht. 
Zum Vergleich: In einem Raum, in dem vor einigen Stunden Klavier gespielt wurde herrscht ja auch eine andere Stille, als in einem Raum, in dem nie Klavier gespielt wurde. 

06. Tag: Collesano - Caccamo

Autofreie Straßen sind für Fahrradfahrer ideal. Alle? Fast alle. Strassen, die a) aufgrund Treppen oder b) aufgrund Erdrutsch nicht für Autofahrer geeignet sind, sind auch meistens für Fahrradfahrer problematisch. Wir hatten heute beide Situationen, was uns aber nicht von unserem Ziel abgehalten hat, sondern nur die Anreisezeit auf schweisstreibende Weise verlängert hat. Heute habe ich nicht nur Muskelkater in den Beinen vom Radeln sondern auch in den Armen vom Schieben und Tragen.
Kurzum: Es war ein herrlicher Tag und wir haben uns das leckere 5 Gänge Abendmenu (Antipasti, Pasta, Pizza, Tiramisu und Limoncelli) redlich verdient.